Für sie war es 2015, laut Jahresbericht 2015, ein Highlight von vielen: Jessica Bertschinger hat zusammen mit dem Roggwiler Jugendteam den fixen Jugendtreff eingerichtet und eröffnet. In der Nachbargemeinde Wynau kümmerte sie sich eher um die Bedürfnisse der jüngeren Jugendlichen und Kinder. Auch das aus gutem Grund.

Den ganzen Jahresbericht gibt es hier: Jahresberichte

ToKJO: Welches war 2015 in deiner Arbeit mit dem Roggwiler Jugendteam der Moment, an den du dich besonders gerne erinnerst?

Jessica Bertschinger: Es gab viele verschiedene Momente mit dem Jugendteam, einige besonders lustig, einige besonders spannend und andere besonders emotional und wieder andere waren besonders lehrreich. Ein ganz besonderer Tag war für mich allerdings, als das Jugendteam für unsere PartnerInnen und Sponsoren gekocht hat. Während der Vorbereitungen musste ich kurz weg, die Jugendlichen sollten in dieser Zeit den Tisch decken und dekorieren.

Als ich zurückkam, war alles wunderschön eingerichtet. Ich hab ihnen natürlich zurückgemeldet, wie toll sie das gemacht hätten. Ihre Antwort war dann in etwa: «Jessy, was hesch dänkt. Mer chönne das dänk scho. Mosch ned nervös sii.» Für mich ist dieser Moment so besonders, weil er aufzeigt, wie empathisch die Jugendlichen sind und dass es eben oft ein gemeinsames voneinander Lernen ist.

Gab es besondere Momente während der Aufsuchenden Arbeit? Wie sah diese im vergangenen Jahr in Roggwil aus?

Unsere damalige Praktikantin Jelena Jankovic und ich waren oft unterwegs. Während den Frühlings- und Sommermonaten besuchten wir die Badi, wir waren regelmässig auf den Schulhausplätzen und im ganzen Dorf anzutreffen. Ebenso in den Wintermonaten waren wir draussen unterwegs gewesen und haben erstaunlicherweise auch meistens Jugendliche angetroffen.

Besondere Momente in der Aufsuchenden Arbeit sind für mich jene, in denen die Jugendlichen von sich aus Geschichten erzählen und mit ihren Anliegen zu uns kommen. Je mehr wir unterwegs waren, umso mehr fanden solche Gespräche statt.

Galt es auch, schwierige Situationen zu meistern?

Die gibt es in jedem Jahr. Die Frage ist ja dann immer, was Mann oder Frau daraus macht. Für mich war es beispielsweise schwierig, als ich von verschiedenen Seiten zu hören bekam, dass wir mit der Umgestaltung des Jugendraumes nie und nimmer rechtzeitig fertig würden. Umso schöner und berührender dann der Augenblick, als wir es doch geschafft haben – trotz kurzfristiger Planänderungen.

Welches Angebot wird in Roggwil am meisten besucht? Und warum?

Stets gut genutzt und besucht wird die Streetsoccer- Anlage. Sie ist sehr beliebt. Turniere fanden zwar in diesem Jahr keine statt, dennoch wurde die Anlage ständig bespielt – und das von unterschiedlichsten Gruppen.

Fussball ist und bleibt ein grosses Thema. Viele der Jugendlichen spielen sehr gerne Fussball. Die Streetsoccer-Anlage bietet ihnen die Möglichkeit, jederzeit völlig frei zu spielen.

Wie kamen die Roggwiler «Motto-Parties» an? Wer hatte jeweils die Idee?

Der Funke zündete an einem der ersten Essen des Jugendteams. Die Jugendlichen wollten verschiedene Anlässe planen. Um nicht zu viel Verwirrung zu stiften, fassten wir die Anlässe unter dem Begriff «Motto- Abende» zusammen. An guten Ideen für solche Abende fehlt es dem Jugendteam nicht, nur können nicht alle Themen gleich gut umgesetzt werden. Also hielten und halten wir uns an jene, die möglichst viele Jugendliche ansprechen.

Dein persönliches Highlight im Roggwiler Jahr?

Natürlich gab es viele verschiedene Highlights. Ich will dennoch zwei hervorheben. Das erste war im Februar, als wir den Jugendraum nach intensiver Arbeit endlich fertig hatten und eröffnen konnten. Für mich war sehr schön zu sehen, was die Jugendlichen erreicht haben.

Das zweite Highlight war, als ich am 1. August die Rede zur Roggwiler Bundesfeier halten durfte – ich sehe das als grosses Kompliment für unsere Arbeit. Besonders wichtig zu spüren, dass mit der Rede Menschen überzeugt werden konnten, die sich zuvor gefragt haben, ob denn diese Jugendarbeiterin an der Bundesfeier überhaupt etwas Sinnvolles zu sagen hat. Natürlich war es nicht ganz einfach, die Verbindung zwischen unserer Jugendarbeit und der offiziellen Bundesfeier herzustellen.

Mit wem hast du in der Gemeinde zusammen gearbeitet? Wie muss man sich die Zusammenarbeit vorstellen?

Am meisten Kontakt hatte ich auch im letzten Jahr mit Gaby Indermaur. Sie ist meine Ansprechperson auf der Gemeindeverwaltung. Mit den meisten meiner Informationen, Anliegen und Fragen gelange ich an sie. Sie leitet meine Fragen weiter, klärt für mich ab oder vernetzt mich mit der zuständigen Ansprechperson. So weiss ich, dass meine Informationen stets an die richtigen Stellen gelangen. Das erleichtert mir vieles. Ich schaue ein bis zwei Mal pro Monat in der Gemeindeverwaltung vorbei, um über aktuelle Projekte/Angebote zu informieren. Gleichzeitig sammle ich wichtige Informationen, Wünsche und Anliegen der Gemeinde an uns.

Wie hat sich der neue Roggwiler Jugendtreff im ersten Jahr bewährt?

Es hat sich gezeigt, dass die Jugendlichen gerne über einen Ort verfügen, wo sie sich aufwärmen, sich treffen, etwas trinken oder knabbern können. Aber die beliebten Plätze im Freien haben deswegen kaum an Bedeutung und Beliebtheit verloren. Der Treff ist eine Ergänzung. Meist ist es so, dass die Jugendlichen den Jugendraum besuchen, um später wieder nach draussen zu gehen und dann wieder in den Jugendraum kommen.

Es ist sicher wichtig, dass die Aufsuchende Arbeit trotz des Jugendraumes weitergeführt wird, denn der Jugendraum spricht längst nicht alle Jugendlichen an. Wir werden weiterhin draussen und bei den Jugendlichen unterwegs sein.

Und das Jugendteam? Wie hat sich diese Zusammenarbeit entwickelt?

Die Arbeit mit den Jugendlichen im Team macht sehr viel Spass, auch wenn es immer wieder Veränderungen gibt. Einige Jugendliche sind bereits wieder ausgetreten, andere wollen neu dazukommen, aber der Kern der Gruppe ist noch immer derselbe wie am Anfang. Eine solche Gruppe zu begleiten, ist sehr spannend.

Mich freut, dass ich dem Jugendteam Verantwortung übertragen kann. Das Jugendteam verteilt beispielsweise die Werbung für die Anlässe, die Jugendlichen bedienen die Bar am Freitagabend in Eigenregie und sie können den Jugendraum jeweils auch für einen kurzen Zeitraum alleine führen. Sie schätzen dieses Vertrauen und können gut damit umgehen.

Siehst du markante Änderungen oder Anpassungen im laufenden Jahr 2016?

Das Engagement von ToKJO hat sich in Roggwil in den letzten Jahren immer wieder der Situation angepasst. Für mich ist wichtig, dass sich die Jugendlichen an etwas halten, aber auch auf etwas verlassen können.

Sie sollen wissen, wann ich wo anzutreffen bin. Aus diesem Grund steht ihnen der Jugendraum wie bisher am Freitagabend offen und ich werde sicher weiterhin mobil unterwegs sein. Ich bin natürlich offen für neue Angebote und Wünsche – bin gespannt und freue mich darauf. Das hält uns alle fit.

Du betreust für ToKJO auch die Kinder- und Jugendarbeit in Wynau. Wie kam hier das neue FunFood-Angebot zustande? Wie kam es an?

Während der «Offenen Turnhalle» ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Bedürfnisse der Kinder in Wynau sehr unterschiedlich sind. Zum einen ist die Altersspanne in der Turnhalle sehr gross, zum andern sind die kulturellen Hintergründe der Kinder sehr vielfältig. Während eines Austauschgesprächs mit der Schulleitung kam die Idee auf, durch gemeinsames Kochen das Verständnis für die verschiedenen Hintergründe zu fördern und dabei verschiedene

Esskulturen kennenzulernen. Das FunFood-Angebot wird sehr gut besucht, es sind jeweils zwischen 12 bis 22 Kinder mit dabei – kleinere Schwierigkeiten sind da vorprogrammiert. Die Kinder brauchen eine sehr nahe Begleitung, um gemeinsam kochen zu können. Sie lernen noch, wie der Abwasch funktioniert und was es bedeutet, gemeinsam am Tisch zu sitzen und gemeinsam zu essen. Sicher konnten verschiedene Esskulturen schon angesprochen werden, für tiefere Gespräche braucht es jedoch noch etwas Zeit, allenfalls auch mehr Helferinnen und Helfer, die ebenfalls mit am Tisch sitzen.

Warum hast du dich in Wynau im vergangenen Jahr eher auf diese jüngeren Jugendlichen konzentriert?

Seit Wynau Mitglied bei ToKJO ist, gab es verschiedene Angebote, auch für ältere Jugendliche, diese nahmen aber selten an den Angeboten teil. Viele ältere Jugendliche verbringen ihre Freizeit nicht nur in Wynau. Gerade wenn sie beispielsweise in Langenthal oder Roggwil zur Schule gehen, erweitert und verlagert sich auch ihr Freundeskreis.

Mit den Angeboten für die Kinder bauen wir bereits früh eine Beziehung auf. Sie bleibt dann bestehen, wenn die Kinder älter sind und auch in Roggwil zur Schule gehen. Dort treffen sie dann wieder auf mich. Es gab beispielsweise schon Zeiten, da machten zur Hälfte jungen Wynauerinnen und Wynauer aktiv im Roggwiler Jugendteam mit.

Gemeinsam mit anderen Institutionen hast du den Wynauer Kindertag organisiert? Dein Fazit?

Ein gut besuchter Anlass mit vielen VerkäuferInnen und tollen Rückmeldungen – was will man mehr? Meiner Meinung nach war es ein starker Anlass, der unbedingt wieder durchgeführt werden muss. Der nächste Kindertag ist deshalb bereits schon in Planung.

Gut zu wissen! Auch das Wynauer FunSports- Angebot scheint ungebrochen beliebt. Kennst du das Erfolgsrezept?

Die Turnhalle ist ein Magnet. Besonders bei den Jungs. Sie möchten jede Woche Fussball spielen. Aber auch andere Spiele setzen sich durch und es gibt bereits gewisse Spiele, die wöchentlich, sozusagen als Tradition, gespielt werden. Das Erfolgsrezept ist einfach, steht auf drei Säulen: die offene Turnhalle, keine Anmeldung und das Mitspracherecht. Die Kinder und Jugendlichen können kommen und gehen, wann sie wollen, ihr Mitmachen bleibt unverbindlich und es besteht kein Leistungsdruck – das alles geniessen sie sehr.

Dein persönliches Wynauer Highlight im vergangenen Jahr?

Während des Sommers, als der mobile Treff offen war und die Streetsoccer-Anlage in Wynau stand, war ich gemeinsam mit Jelena Jankovic vor Ort. Da es sehr heiss war, entschieden wir uns, eine ausgedehnte Fussball-Pause einzulegen und gemeinsam ein Zvieri zu nehmen. Dabei erzählten die Kinder viel von der Schule und was sie in der Projektwoche gemacht haben. Einige haben im Wald eine Hütte gebaut und wollten uns diese gerne zeigen. Ich durfte ein Velo ausleihen und fuhr mit ihnen gemeinsam in den Wald, wo sie mir mit Stolz ihre Hütten präsentierten und mich herumführten. Für mich war das ein Highlight, da es mir zeigt, dass die Kinder mir vertrauen und gerne von sich aus über sich erzählen. Das ist schön, denn auch bei den Kindern steht für mich die Beziehungsarbeit im Mittelpunkt.

Sah das Programm letzten Sommer anders aus als im Winter?

Ja, im Sommer hatten wir den mobilen ToKJO- Jugendtreff in Wynau zu Gast. Mit Jonglierkiste, Fussball etc. haben wir jeweils am Mittwoch- und Freitagnachmittag rund ums Schulhausareal mit den Kindern gespielt und bei schlechtem Wetter auch mal einen Film- oder Gamenachmittag eingestreut. Im Winter stand am Mittwochnachmittag wie gewohnt die Turnhalle offen, mit Fussball, Sitzball und vielen weiteren Spielen.

Hast du vergangenes Jahr auch ältere Jugendliche erreicht?

In Wynau gibt es für die Jugendlichen die Möglichkeit, als Leiter FunSports mitzuhelfen. Mittlerweile sind es fünf junge Männer, die regelmässig dabei sind und den Kindern die Spiele erklären, anleiten und als Schiedsrichter fungieren. Natürlich habe ich auch während der Aufsuchenden Arbeit Jugendliche angetroffen, das war aber eher selten der Fall.

Gab es weitere Kooperationen mit anderen Institutionen?

Im vergangenen Jahr haben wir vor allem auch mit der Schule und mit verschiedenen lokalen Vereinen zusammengearbeitet. Beispielsweise hat jede Schulklasse das FunFood einmal besucht und ToKJO hatte die Möglichkeit, die Angebote am Elternabend vorzustellen. Wir wurden angefragt, um beim FriSaSo- Fest dabei zu sein und beim Kindertag mitzuwirken und auch am Wynauer Weihnachtsmarkt sind wir stets dabei. Ich bin sehr dankbar und froh, wie wir von ToKJO in Wynau wahrgenommen werden und dass gemeinsame Angebote erfolgreich realisiert werden können.

Wo hast du 2015 Handlungsbedarf gesehen, den du 2016 in deine Arbeit aufnehmen möchtest?

Ich würde diese Kooperationen gerne weiter ausbauen, sei dies mit Vereinen, Institutionen oder engagierten Eltern. Gerade beim FunFood kann es nicht schaden, wenn noch mehr Personen anwesend sind und mittragen helfen. Ich werde auch die lokalen Sportvereine einladen, ihre Angebote am Mittwochnachmittag im FunSports zu präsentieren.

An welchen Ort hat man dich in Wynau am häufigsten angetroffen?

Beim Schulhaus. Die Kinder treffen sich auch in der Freizeit dort. Rund um das Schulhaus hat es einen Spielplatz und viel Raum zum Fussballspielen. Das Areal ist ein wichtiger Treffpunkt.

Welche neuen Projekte warten im laufenden Jahr in Roggwil oder Wynau auf dich – und uns?

Seit letztem Herbst machen wir an der Primarschule in Roggwil jeden Mittwoch eine Pausenplatzanimation – während der grossen Pause. Dieses Angebot wird sicher weitergeführt und eventuell noch ausgebaut oder weiterentwickelt.

Auf welches Highlight freust du dich besonders….

Ich freue mich auf alle Angebote, Projekte, Veranstaltungen, bei welchen ich direkt bei und mit den Kinder und Jugendlichen sein kann, also nicht im Büro in Langenthal sitze.

Wo setzt du 2016 Prioritäten…

Bewährtes möchte ich beibehalten, um eine Konstanz in die Angebote zu bringen. Ich möchte aber auch Raum schaffen für neue Ideen und Angebote. Mein Ziel ist es, in den Gemeinden persönlich noch präsenter zu sein.

Gibt es Angebote, die wir vergeblich in deiner Planung suchen…

In Wynau werde ich im laufenden Jahr auf den mobilen Jugendtreff verzichten, aber natürlich trotzdem vor Ort sein. In Roggwil wird auf Partys verzichtet, dafür sollen spezielle Motto- oder Film-Abende Platz haben.

Gibt es einen Termin, den wir uns unbedingt merken müssen?

Der Kindertag wird in diesem Jahr wohl in Roggwil stattfinden, provisorisch ist dafür der 30. April vorgesehen. Sehen wir uns dort?